Mit 135 Jahren hat der CVJM Berlin ein „respektables Alter“ erreicht. Das klingt nett und wohlwollend, hat aber einen kräftig mitleidig gestrigen Beigeschmack. Den hat der CVJM Berlin jedoch nicht: Reinhard Kubbutat, Klaus-Dieter Schemionek und ich haben über die Pfingstfeiertage unseren Partnerschaftsverein in Aberdeen, Schottland, besucht.
Wir haben „old castles“ besucht und „old trains“ angeschaut, sind die Küste entlang gewandert oder in den Highlands geklettert, haben Freundschaften belebt und einen Gottesdienst besucht.
Aber imponiert hat mich das „plus-one mentoringprogram“, eine Zusammenarbeit des YMCA Scottland mit den kommunalen Schulverwaltungen und Lehrern der Schulen. Jugendliche im Alter ab 14 Jahren, meist mit nicht so einfachen Lebensumständen, werden begleitet und mit ihnen Lebensperspektiven entwickelt. Ich erinnerte mich dabei an die Arbeit mit Geflüchteten in unserem Verein.
Natürlich wurden wir zum Haggis-Essen, einem schottischen Nationalgericht, eingeladen (wo auch das Foto entstand) und da hält man natürlich auch eine kleine Rede. Bei der Vorbereitung derselben wurde mir bewusst, was das immer noch Gleiche im ach so uralten YMCA/CVJM ist und heute noch eine viel größere Bedeutung hat: Mitarbeiter des CVJM nehmen sich Zeit für andere Menschen.
Ein Sprichwort sagt, dass Zeit, die man sich nimmt, keine verlorene Zeit ist. Ich würde sagen, Zeit, die wir uns für den Anderen nehmen, ist eine gesegnete Zeit. Unsere schottischen Freunde haben zustimmend genickt.
Klaus Mandelkow